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27. Mai 2024
Ende März 2024 begrüßte der Altissia-Lehrstuhl Professor Glenn Stockwell an der Université de Saint Louis in Brüssel zu einer besonderen Konferenz, bei der es um den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Sprachunterricht ging – eine ideale Gelegenheit für Professor Stockwell, uns sein Know-how in diesem Bereich zu vermitteln. Mit der Einladung dieses renommierten Forschers setzte der Altissia-Lehrstuhl seine Bemühungen fort, die Zusammenhänge zwischen Technologie und Fremdsprachenunterricht zu untersuchen. Hier nun ein Rückblick auf Professor Stockwells Präsentation und am Ende des Artikels ein Überblick über die von ihm erforschten wesentlichen Ansatzpunkte.
Als ersten Punkt wies Professor Stockwell darauf hin, dass KI-Technologie nichts Neues ist. Erstmals tauchte KI zu Anfang der 1980er Jahre auf und hat sich seitdem dazu entwickelt, was sie heute ist. Daraus lässt sich ableiten, dass in naher Zukunft weitere Veränderungen und Verbesserungen zu erwarten sind, wie wir es bei Chat GPT, dem Star unter den Chatbots, erlebt haben, der mit Veröffentlichung von Version 4.0 etwa fünf Millionen Mal leistungsfähiger geworden ist als bisher.
Anschließend ging Professor Stockwell auf einen zentralen Punkt seines Vortrags ein, nämlich unsere Wahrnehmung von künstlicher Intelligenz im Unterrichtsumfeld. Er vertrat die Ansicht, dass man Technologie, die mittlerweile eine Realität ist, nicht mehr ignorieren kann. KI bringt für den Bildungssektor einen gewaltigen Wandel mit sich und wird bereits von vielen genutzt. Die Lösung besteht also nicht darin, den Einsatz von KI zu vermeiden, sondern zu lernen, wie man mit ihr arbeitet. Er betonte außerdem, dass KI im Bildungsbereich noch eine sehr neue Technologie sei und derzeit eine unsichere Phase durchlaufe, in der wir ihre Auswirkungen überschätzen. Als die ersten Tablets auf den Markt kamen, glaubten viele, dass dies das Ende von Stiften und Papier in der Schule bedeute, doch heute wissen wir, dass dies keineswegs der Fall ist.
Wie bereits erwähnt, ist es keine Lösung, diese Technologie zu ignorieren. Die Lösung besteht vielmehr in ihrer Umsetzung. Teil dieser Umsetzung wird die Anpassung von Bewertungsmethoden sein. Wir wissen alle, dass Studierende diese Technologie bereits nutzen. Daher ist es nicht mehr allein unsere Entscheidung, ob wir sie implementieren oder nicht. Es hat keinen Sinn, dass eine Lehrkraft eine Prüfung mithilfe von KI verfasst, die dann von den Studierenden ebenfalls mithilfe von KI beantwortet wird. Das Ziel ist nach wie vor, Studierenden Neues beizubringen, und KI sollte sie bei ihren Aufgaben unterstützen, und nicht für sie die Arbeit tun. Zwar ist der Einsatz dieser Technologie (noch) nicht Teil der Lehrerausbildung, aber die Lehrenden müssen gemeinsam so schnell wie möglich Standards für die Verwendung dieser Technologie festlegen.
Kurz gesagt legt Professor Stockwell uns eindringlich nahe, KI-Tools zu akzeptieren und zu lernen, sie zu nutzen, anstatt ihnen zu misstrauen. Sie können von unschätzbarem Wert sein, um Zeit einzusparen, sind aber nicht ohne Risiken. Schließlich ist künstliche Intelligenz weder perfekt noch unfehlbar.
Hier die fünf wesentlichen Tipps und Warnhinweise für die Implementierung von KI, die Professor Stockwell in seinem Vortrag und in der anschließenden Diskussionsrunde mit Arnaud Vincent, Sprachlehrer an einer Sekundarschule und Forscher, und Lucie Niclaes, Studentin der Modernen Sprachen und Literatur an der UCLouvain, vorgestellt hat.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Professor Stockwell den Einsatz von KI im Sprachunterricht befürwortet, allerdings mit Bedacht. KI kann auf diesem Gebiet ohne Zweifel ein hervorragendes Werkzeug sein, sofern sie richtig eingesetzt wird. Mangelndes Verständnis ist nach wie vor ein Hindernis, das rasch überwunden werden muss, wenn wir durch Einsatz von KI beispielsweise Erstellungsprozesse beschleunigen oder unsere Studierenden bei ihrer Arbeit unterstützen möchten. Die Grenzen ihrer Nutzung müssen noch klar definiert werden, da KI nicht einfach irgendwie eingesetzt werden kann.